Linzer Charta

 

Die Entstehung der Linzer Charta

Die Linzer Charta beruht auf der Entwicklungsarbeit eines von Hörstadt initiierten Kreises von Akustikern, Künstlern, Hörpädagogen und Klanggestaltern. Die Urfassung des Dokuments wurde vom damaligen Planungsstadtrat der Stadt Linz Klaus Luger 2008 in den Planungsausschuss des Linzer Gemeinderats eingebracht. Am 22. Jänner 2009 beschloss der Gemeinderat der Stadt Linz die vom Stadtsenat eingebrachte und von Bürgermeister Franz Dobusch vorgestellte Linzer Charta zur Stadtentwicklung und Stadtgestaltung in akustischem Sinne einstimmig.

Mit diesem Schritt wurde Linz zur wohl weltweit ersten Stadt mit niedergeschriebenen Werten und Zielen für ihre akustische Entwicklung.

 

Die Linzer Charta im Wortlaut

Der akustische Raum ist alles, was wir hören. In ihm konkretisieren sich unsere Lebensbedingungen ebenso unmittelbar wie – da wir das Gehör nicht abschalten können – unausweichlich. Der akustische Raum ist formbar. Er kann gestaltet, gepflegt und entwickelt werden.

Wir anerkennen den akustischen Raum als elementaren Bestandteil unseres Lebensraumes und verpflichten uns, bei seiner Gestaltung und Entwicklung folgende Werte zu beachten:

 

  • Der akustische Raum ist Gemeingut. Er gehört allen.
  • Die Gestaltung des akustischen Raums ist Recht und Sache aller Menschen. Die Mitwirkung daran bedarf der Chancengleichheit.
  • Die Teilhabe am akustischen Raum erfordert das Recht auf akustische Selbstbestimmung und die Entwicklung eines akustischen Verantwortungsgefühls.
  • Städte sind Orte akustischer Vielfalt und akustischen Reichtums, der allen barrierefrei offenstehen soll.
  • Auch im akustischen Raum besteht das uneingeschränkte Recht auf persönliche körperliche Souveränität ebenso wie das Recht auf persönliche Gesundheit.

Auf diesen Werten aufbauend orientieren wir uns an folgenden Zielen:

  • Wir wollen akustische Vielfalt und Klangreichtum ermöglichen und fördern.
  • Wir begreifen Bau-, Verkehrs- und Raumentwicklungsprozesse in unserer Stadt auch als akustische Prozesse.
  • Wir wollen alle Räume im öffentlichen Eigentum einschließlich aller öffentlichen Verkehrsmittel frei von dauerhafter Beschallung halten.
  • Wir streben zum Schutz von ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen eine Verringerung der Beschallung der öffentlichen Sphäre an.
  • Wir wollen die volle gesellschaftliche Teilhabe aller Hörbeeinträchtigten gewährleisten.
  • Wir rufen die Bildungseinrichtungen – insbesondere Kindergärten – auf, den Erwerb von Hörkompetenz in den Fokus ihrer Arbeit zu rücken.
  • Wir wollen verantwortungsvolles, innovatives und gesellschaftlich engagiertes akustisches Verhalten fördern sowie neue Wege der Lärmbekämpfung gehen.

Mit der „Linzer Charta“ machen wir das Hören zu einem der Kernbereiche unserer Politik und laden andere Kommunen ein, sich der „Linzer Charta“ anzuschließen. Wir appellieren an die GesetzgeberInnen, den akustischen Raum als zentralen Lebensbereich zu berücksichtigen. Wir tun dies im Wissen und in der Überzeugung, dass Menschen von dem, was sie hören, in ihrem Innersten beeinflusst und berührt werden.

Akustisch bewusstes Handeln schafft Lebensqualität und begünstigt die individuelle Teilhabe an der gesellschaftlichen Kommunikation.


Der Linzer Charta beitreten

Alle Städte und Kommunen, die sich mit den in der Linzer Charta formulierten Werten und Zielen identifizieren können, sind herzlich eingeladen, der Charta beizutreten und diese für sich zu ratifizieren. Zum Beitritt ist ein bindender Entschluss des Kommunalparlaments oder eines vergleichbaren Gremiums notwendig. Die Stadt Erlangen (D) hat die Linzer Charta im Juli 2009 beschlossen.

 

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